Börse

Seit dem Jahr 2000 bin ich an der Börse aktiv und investiere in Wertpapiere. Wie viele andere Kleinanleger wurde ich damals in den Bann der Börse gezogen und machte meine ersten Erfahrungen mit Investitionen in Dividendentitel. Der 2000er Crash kam dabei zur richtigen Zeit. Die Erfahrung, dass man an der Börse auch Geld verlieren kann, macht man besser am Anfang seiner Investitionstätigkeit als zu einem späteren Zeitpunkt. Da ich ein eher vorsichtiger Typ bin, hatte ich damals einige kleinere Beträge in Unternehmen des so populären Neuen Marktes investiert. Einige der Unternehmen gingen pleite, mit anderen konnte ich einige Gewinne machen, so dass ich die damalige Übertreibunsphase ohne größere finanzielle Einbußen überstanden habe. Allerdings lehrte mich der Crash in den Jahren 2001 und 2002, dass man zum einen den gesunden Menschenverstand bewahren sollte, wenn man an der Börse investiert und zum anderen, dass Trends - egal ob aufwärts oder abwärts - oft länger dauern, als dies fundamental gerechtfertig zu schein sein. An der Börse gibt es oft Übertreibungen in beide Richtungen. Letzten Endes gilt es als langfristiger Investor, Übertreibungen nach unten ausfindig zu machen und gute Aktien zu kaufen, wenn diese günstig zu haben sind. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich gefallene Kurse von wirklich guten Unternehmen in der Regel im Laufe der Zeit wieder erholen. Allerdings braucht man als Anleger mit längerfristigen Zielen an der Börse ein wenig Geduld, dann stellt sich auch der finanzielle Erfolg ein. Vom Börsen-Altmeister André Kostolany soll der folgende sinnige Spruch stammen:

"An der Börse verdientes Geld ist Schmerzensgeld. Erst kommen die Schmerzen, dann kommt das Geld."

Aktien sind direkte Unternehmensbeteiligungen und werden oft mit Anleihen in einen Topf geworfen, weil beide Anlageklassen "reine (Wert-)Papierwerte" darstellen, was aber natürlich kompletter Unsinn ist. Als Aktionär besitzt man einen - oft kleinen - Teil eines Unternehmens und partizipiert somit am wirtschaftlichen Erfolg oder auch an der wirtschaftlichen Misere des Unternehmens. Wenn ich an einer Shell-Tankstelle oder einer Vertretung der Allianz vorbeifahre, denke ich mir oft: Schau mal, das Schild an der Tankstelle oder der Versicherung, das gehört jetzt Dir, schließlich bist Du ja Teilhaber an dem Unternnehmen. Ein Anleihenbesitzer hingegen ist ein Gläubiger eines Unternehmens oder des Staates, welcher dem Schuldner quasi eine Art Kredit gewährt und darauf vertraut, dass der Schuldner ihm das zur Verfügung gestellt Kapital wieder angemessen - in der Regel mit einem Zins - zurückzahlt. Da die Zinsen aktuell sehr niedrig sind, macht dies Anleihen relativ unattraktiv. Außerdem sind länger laufende Anleihen meistens nicht gegen Inflation geschützt. Wenn man in eine Staatsananleihe mit einer Verzinsung von 1% investiert und eine Inflationsrate von 2% herrscht, dann verliert man jährlich netto 1% seines Vermögens. Als Aktionär hingegen besitzt man direkt einen Teil eines Unternehmens. Wenn eine Inflation einsetzt, dann sind Unternehmen in der Lage, die Preise für ihre Güter und Dienstleistungen zu erhöhen und bieten somit einen gewissen Inflationsschutz. Wenn die Preise für die Teile eines Computers auf Grund gestiegener Inflation von 400 EUR auf 500 EUR klettern, dann wird ein Computerunternehmen diese Preise an den Verbraucher weiter geben und versuchen, seinen Gewinn aufrechtzuerhalten. Der Anleihenbesitzer hingegen schaut in die Röhre. Er erhält nach wie vor seinen Kupon von 1%, kann sich dafür aber viel weniger kaufen als vor dem Zeitpunkt, als die Inflation einsetzte.
Was mir an Aktien im Vergleich zu Immobilien immer sehr zugesagt hat, ist der automatische Modernisierungseffekt. Immobilien veralten im Laufe der Zeit und man muss immer mal wieder investieren, um diese in Schuss zu halten. Unternehmen hingegen modernisieren sich in aller Regel selbst, um erfolgreich zu bleiben, d.h. als Aktionär ist man Teilhaber einer Unternehmung, die sich automatisch ständig aktuell hält, um sich im Wettstreit mit seinen Wettbewerbern behaupten zu können.

Das Risiko bei Aktien liegt neben tagesaktuellen und mittelfristigen Kursschwankungen vorwiegend im langfristigen Unternehmenserfolg. Das macht auch irgendwo Sinn: Wenn es einem Unternehmen nicht gelingt, langfristig erfolgreich zu sein, dann wäre es schlicht unplausibel, wenn sich sein Aktienkurs stark nach oben bewegen würde. Ausnahmen bestätigen die Regel: Am bereits zitierten Neuen Markt wurden Unternehmen um das Jahr 2000 herum mit absurd hohen Bewertungen gehandelt, obwohl sie wirtschaftlich nicht über ein solides Fundament verfügten. Das kann einige Zeit gut gehen, aber die Geschichte nach 2001 zeigt, dass die wirtschaftliche Realität die Kurse irgendwann wieder einholt. Kostolany hatte hierzu einmal ein schönes Bild entworfen, indem er sagte, dass die Börsekurse wie ein Hund an einer Leine laufen: Mal ist die Leine etwas länger (=Übertreibung nach oben), mal ist sie etwas kürzer (=Übertreibung nach unten), aber im Mittel hat die Leine eben die "normale" Länge (=faire Bewertung).

Der klare Menschenverstand sagt einem auch, dass es natürlich riskant ist, alles auf eine Karte zu setzen. Wenn man genau eine Aktie kauft und blöderweise an einem Unternehmen partizipert, welches wegen schlechtem Management nicht in die Erfolgsspur findet und der Aktienkurs des Unternehmens dem Markt hinterherläuft, dann ist dies keine so brillante Idee. Deswegen sollte man immer mehrere Aktien oder gleich einen ganzen Index kaufen, um dem Risiko eines Einzel-Fehlgriffs zu entgehen. Mein Depot besteht im Moment aus ca. 50 Einzeltiteln, wobei sowohl geografische Diversifizierung als auch branchenübergreifende Investitionen angesagt sind.

Auf der Suche nach dem richtigen Investment ist es gerade in der heutigen Zeit, in der die Masse der breit verfügbaren Informationen (und der lustigen Analystenkommentare :-) einen schier erdrücken kann, gut, wenn man einige Grundprinzipien bildet, die man bei seiner Geldanlage befolgt. Von Kostolany have ich einmal gelesen, dass man folgende drei Faktoren bei der Beurteilung der Entwicklung an den Aktienmärkten immer im Auge behalten sollte:

Kurzfristig Mittelfristig Langfristig
die Psychologie den Marktzins den Unternehmenserfolg

Während ich mich anfänglich für die Gewinnmöglichkeiten durch kurzfristige Kursschwankungen und den "heißen Tipp" begeistern konnte und mich in der Spekulantenrolle wieder fand, sehe ich mich heute als Anleger mit langfristigen Zielen.

Die Kriterien, nach denen ich meine Investments auswähle, haben sich dementsprechend geändert. In der aktuellen Börsenphase - nach gut 10 Jahren mit steigenden Kursen - habe ich mein Depot komplett auf Blue Chips umgestellt und seit 2013 Edelmetalle als Ergänzung ins Depot mit aufgenommen. Jede Hausse geht irgendwann zu Ende. Um trotzdem langfristig stabile Erträge zu erwirtschaften und auch eine Durststrecke an den Aktienmärkten gut überstehen zu können, setze ich vor allem auf
- Marktführer
- Unternehmen mit stabilen Erträgen und langfristigen Wachstumsperspektiven
- innovative Unternehmen (z.B. durch den Blick auf die Patentanmeldungen des Unternehmens)
- Aktien mit nachhaltiger Dividendenrendite
- Aktien mit vergleichsweise niedrigen Kurs-Buchwert-, Kurs-Umsatz- und Kurs-Gewinn-Verhältnissen.
Darüber hinaus habe ich die Anzahl der Aktien in meinem Depot in den letzten Jahren stetig erhöht und geographisch und branchenspezifisch weit gestreut, um Klumpenrisiken zu vermeiden.

Auswahl langfristiger Investments (Aktien) - alle Ticker- und WKN-Angaben ohne Gewähr

Bezeichnung WKN Ticker-Symbol Kommentar
Allianz 840400 ALV Trotz Niedrigzinsphase starke Erträge. Stabile Dividendenrendite. Wird oft als reiner Versicherer wahrgenommen, ist aber u.a. auch im Asset-Management aktiv.
Alphabet (C) A14Y6H ABEC Unglaubliches Unternehmen mit langfristigem Innovations- und Wachstumspotential. Bewertung nicht günstig, aber noch akzeptabel. Hoher Cash-Bestand.
AT&T A0HL9Z T Basisinvestment im Telekom-Bereich. Hier habe ich 2018 zugeschlagen, als die Aktie fast zum Buchwert zu haben war und 7% Dividende abwarf.
BASF BASF11 BAS BASF ist das größte Chemieunternehmen der Welt. Solides Investment mit hoher Dividendenrendite. Bei zyklischen Aktien ist der Kaufzeitpunkt wichtiger als bei Nicht-Zyklikern, deswegen bei abschwächender Konjunktur einsteigen und in wirtschaftlichen Boom-Phasen auch mal Gewinne mitnehmen.
British American Tobacco 916018 BMT Bei BAT kommt unweigerlich die Gewissensfrage, ob man in Tabakwerte investieren sollte. Im Gegensatz zu z.B. Rüstungsunternehmen, in die ich nicht investiere, habe ich diese Frage für mich mit ja beantwortet. Unterschätzte Aktie. Trotz Diskussion um Rauchverbote stabile Erträge. Phantasie durch Cannabis und Dampfer. Hohe Dividendenrendite.
China Mobile 909622 CTM In China wird auch in 50 Jahren noch mobil telefoniert werden. 5G-Ausbau sollte der Aktie Auftrieb verleihen. Aktuell hohe Dividendenrendite von mehr als 6%.
Canon 853055 CNN1 Canon stammt aus Japan und ist Weltmarktführer bei Cameras, im Drucker- und Kopierergeschäft tätig und erzielt auch einen Teil seiner Gewinne mit Medizintechnik. Ich habe die Aktie unter anderem gekauft, weil ich seit Jahren Fan von Canon-Kameras bin, ganz getreu dem Motto: "Kaufe nur, was Du verstehst". Dieses Motto sollte jeder Investor beherzigen, alleine deswegen, weil man dazu tendiert, Aktien deren Geschäftsmodell man nicht versteht, eher abzustoßen und Verluste einzufahren, selbst wenn das Unternehmen gar nicht so schlecht aufgestellt ist.
Cisco 878841 CIS Man könnte sagen, Cisco baut mit seinen Routern das Internet. In der letzten Jahren Transformation vom reinen Hardwarehersteller zum Service-Konzern. Neues Standbein Internet Security.
Deutsche Post 515100 DPW Sollte weiterhin vom Paketboom profitieren können.
Deutsche Telekom 555750 DTE Basisinvestment im Telekom-Bereich. Hohe Dividendenrendite. Stark in den USA durch T-Mobile USA.
EON ENAG99 EOAN Strom wird immer benötigt. Defensives Investment mit hoher Dividendenrendite für stürmische Zeiten.
Fresenius 578560 FRE Gesundheitsprodukte sind ein Wachstumsmarkt, da die Menschen immer älter werden und auch im Alter gesund leben möchten. Ich war erstaunt, dass das Unternehmen mit ca. 30 Mrd. Umsatz fast so viel erlöst wie Bayer oder SAP, die viel bekannter sind.
Gazprom (ADR) 903276 GAZ Auch bei Gazprom stellt sich die Gewissensfrage. Allerdings kann man anführen, dass russische Gas immer noch deutlich umweltfreundlicher ist als amerikanisches Fracking-Öl. Politische Risiken, aber irrsinnig niedrige Bewertung (KGV bei 5, Dividende bei 7%). Stabiles Geschäftmodell.
Intel 855681 INTC IT-Urgestein. Ohne die Chips von Intel läuft in der IT-Welt nichts. Intel stellt nicht nur Computerchips her, sondern z.B. auch Halbleiter für die Telekom- und Autoindustrie. Aktuell (2020) sehr günstig bewertet.
Johnson & Johnson 853260 JNJ Ich bin stets im Zweifel, ob J&J ein Pharmakonzern oder ein Konsumgüterhersteller ist. Egal - J&J ist ein solides Investment, auch für ruppige Börsenphasen.
Microsoft 870747 MSFT Aktuell wegen der hohen Bewertung kein zwingender Kauf (KGV von 30, KUV von über 10). Bei Schwäche sollte man jedoch zuschlagen. Guter Mix aus Office-, Cloud-, Spielekonsolen- und Servicegeschäft.
Münchener Rück 843002 MUV2 Für (ganz) Konservative. Solides Investment mit hoher Dividendenrendite.
Nestlé A0Q4DC NESM An der Aktie kommt nun wirklich keiner vorbei, der ein langfristiges Depot aufbaut. Ich bin 2012 fast auf Höchskurs eingestiegen und habe es nicht bereut. Stark u.a. durch Kaffee und Wasser.
Novartis 904278 NOTA Solides defensives Investment aus dem Pharma-Bereich. Was mich an den Schweizer Aktien ein wenig stört, ist die hohe Quellensteuer. Dafür ist die Schweizer Börse in unruhigen Zeiten meist weniger schwankungsanfällig als z.B. der DAX, was daran liegen könnte, dass die Schweizer Notenbank wie ich mehrfach gelesen habe wohl Aktienkäufe tätigt.
Pepsi Co 851995 PEP Einer der Klassiker unter den Konsumtiteln - getrunken wird immer. Schöner langfristiger Chart. Natürlich fragt man sich, warum man in Pepsi und nicht in Coca-Cola investieren sollte. Mein Hauptgrund dafür ist das deutlich niedrigere KUV: Coca-Cola muss schon einiges mehr aus dem Umsatz als Gewinn rausquetschen als Pepsi, um den Gewinn noch erheblich steigern zu können. Außerdem macht Pepsi erstaunlicherweise deutlich mehr Umsatz als Coca-Cola.
Procter & Gamble 852062 PRG DER Klassiker unter den Konsumtiteln. Bei Schwäche kaufen und bis zur Rente liegen lassen. Ich werde jeden Morgen beim Blick auf die Zahnpastatube an P&G erinnert.
Rio Tinto 852147 RIO Wegen der historisch hohen Schwankungen nicht für jedermann geeignet. Hier gilt bezgl. des Timings das gleiche wie für Zykliker. Da Rohstoffe im Gegensatz zu (FIAT-)Geld nicht vermehrbar sind, trotzdem langfristig interessant.
Royal Dutch A0ER6S RDS Bis der Elektroboom so richtig in Fahrt kommt (oder kommt doch die Brennstoffzelle ?) wird Öl weiterhin benötigt - und auch danach. Durch die Corona-Krise 2020 hart getroffen. Wegen der Steuer sollte man die B-Aktie (GB, keine Quellensteuer) ordern.
Sanofi-Aventis 920657 SNW Sanofi sollte davon profitieren, dass Menschen länger leben und im Alter viel Geld für Gesundheitsprodukte ausgeben. Unter anderem stark im Diabetes-Geschäft.
Samsung Electronics (ADR) 881823 SSU Innovationsführer in vielen Bereichen. Breiter aufgestellt als viele denken (Halbleiter, SSD, TV, Smartphones, Drucker). Deutlich günstiger bewertet als viele amerikanische Mitbewerber.
SAP 716460 SAP Einziger Weltmarktführer aus Deutschland im Software-Bereich. SAP-Software ist weltweit aus vielen größeren Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Wachstumsphantasie durch Cloud-Geschäft.
Siemens 723610 SIE Gefühlt seit Jahrzehnten im Umbau. Dennoch machen die vielen Umstrukturierungen und die Konzentration auf Kerngeschäftsbereiche Sinn. Stark positioniert in Wachstumsmärkten (Medizintechnik, Windkraft, Industrie 4.0, Automatisierungstechnik). Solide Dividendenrendite.
Veolia 501451 VVD Veolia ist weniger bekannt, aber in sehr zukunftträchtigen Geschäftsfeldern wie Müllentsorgung oder Wasseraufbereitung aktiv. Wasser und Müll sollten interessante Themen für die kommenden Jahre sein.